Christian Pfister und Roman Studer
Historisches Institut der Universität Bern

Anleitung

Beim Vergleichen von Geldwerten über Zeit wird üblicherweise der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) verwendet, um auf Grund eines Warenkorbs teuerungsbereinigte Geldwerte zu errechnen. Das Bundesamt für Statistik BfS bietet den LIK ab dem Jahre 1915 als Teuerungsrechner an, womit von diesem Zeitpunkt an inflationsbereinigte Zahlen errechnet werden können.

Für Vergleiche über längere Zeiträume hinweg ist der LIK weniger geeignet, da sich der Inhalt seines Warenkorbs stark verändert. Vor einem Jahrhundert umfasste er hauptsächlich Nahrungsmittel und Heizmaterial. Seitdem sind die Mieten und zahlreiche Dienstleistungen eingeschlossen worden. Auch die Güterpalette hat sich enorm erweitert, beispielsweise durch Einschluss des Fernsehers, und die Qualität länger bekannter Güter, etwa von Skis oder Autos, hat sich stark verbessert. Je länger der Untersuchungszeitraum, desto problematischer wird deshalb das Resultat bei der Verwendung des LIK (vgl. Studer, Schuppli 2008).

Dazu kommt, dass je nach der Natur des Geldbetrages und der Fragestellung die Lohnentwicklung oder die volkswirtschaftlichen Gesamtproduktion als Vergleichsgrösse für die Umrechnung besser geeignet sein als der Landesindex der Konsumentenpreise.

Für die Umrechnung und Interpretation von Geldbeträgen über die letzten beiden Jahrhunderte bietet „Swistoval“ deshalb vier Indices an:

Konsumentenpreisindex (KPI)
Der Konsumentenpreisindex ist der Standardindex bei der Errechnung von inflationsbereinigten, „realen“ Geldwerten. Dieser Index errechnet den Preis für einen repräsentativen Warenkorb von Konsumgütern und Dienstleistungen relativ zu einem Referenzjahr.
Historischer Lohnindex (HLI)
Der HLI gibt die für den Durchschnitt der Bevölkerung repräsentative Lohnentwicklung wieder.
Index des Bruttoinlandprodukts BIP
Der BIP-Index misst den nominalen Wert aller in einer Volkswirtschaft produzierten Güter und Dienstleistungen.
Index des pro Kopf Bruttoinlandprodukts (BIP p.K.-Index)
Dieser Index entspricht der volkswirtschaftlichen Gesamtproduktion pro Person und wird deshalb oft auch als Indikator der durchschnittlichen Produktivität oder des durchschnittlichen Einkommens interpretiert.

Welcher Index eignet sich für meine Fragestellung am besten?

Wenn wir den Preis für Waren vergleichen wollen, die von privaten Haushalten nachgefragt werden, ist der Konsumentenpreisindex (KPI) am besten geeignet (vgl. Beispiele), so zum Beispiel für Güter und Dienstleistungen des Grundbedarfs wie ein Brot, ein paar Schuhe oder einen Haarschnitt.

Für den Vergleich von Löhnen, Einkommen, und Vermögen – sowie überall dort, wo Lohnkosten im Vordergrund stehen, wie etwa bei Dienstleistungen oder Bauten und Infrastruktur – eignet sich der Historische Lohnindex (HLI) (vgl. Beispiele). Da der Lohnindex auch überzeitliche Kaufkraftvergleiche ermöglicht, können auch Konsumgüter mittels des HLI umgerechnet werden um abzuschätzen, wie viel diese im Verhältnis zum Lohnniveau im Zieljahr kosten würden (vgl. das Beispiel VW 1948).

Wenn man den „Wert“ von volkswirtschaftlichen Grössen wie Staatsausgaben und –einnahmen, Aussenhandelszahlen, Gesundheitskosten etc., sowie von Grossprojekten wie Eisenbahntunnels oder Autobahnen über die Zeit vergleichen will, dann drängt sich der Index des Bruttoinlandprodukts (BIP) auf. Hier interessiert nicht so sehr die absolute Zahl, sondern der Anteil, den ein Betrag im Verhältnis zur Gesamtproduktion sowohl im Ausgangs- wie im Zieljahr ausmacht.

Der Index des pro Kopf Bruttoinlandprodukts ist ähnlich wie der Lohnindex auch für Zahlen über Einkommen und Vermögen geeignet (vgl. Beispiele). Da der das BIP pro Kopf neben Lohneinkommen auch anderes Einkommen (etwa aus Zinsen, Dividenden oder Mieten etc.) miteinbezieht, ist dieser Index sogar breiter. Das Problem hier ist aber, dass nur ein Teil des gesamte BIP direkt an Personen geht.

Welcher Index die besten Ergebnisse liefert, hängt von der Natur der Geldwerte ab, die verglichen werden soll. Eine „richtige“ Lösung gibt es nicht. Werden mehrere Indices gleichzeitig gewählt, lassen sich die Ergebnisse unmittelbar vergleichen. Konsultieren Sie die Beispiele.


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